Deftones starten Sommertour und feiern neues Album: Ein Phänomen der Langlebigkeit
Die Alternative-Metal-Band Deftones hat ein ereignisreiches Wochenende hinter sich. Mit dem Auftakt ihrer Sommertournee und der gleichzeitigen Veröffentlichung ihres neuen Albums „private music“ beweisen die Musiker aus Sacramento einmal mehr ihre ungebrochene Relevanz in der modernen Rocklandschaft.
Tourstart in Vancouver mit neuem Material
Am vergangenen Freitag, dem 22. August, gaben die Deftones in der Rogers Arena in Vancouver, Kanada, den offiziellen Startschuss für ihre Sommertour. Am selben Tag erschien ihr mit Spannung erwartetes neues Album „private music“, und die Fans kamen prompt in den Genuss, die neuen Songs zum allerersten Mal live zu erleben.
Nach den Auftritten der Vorbands Phantogram und Barbarians of California eröffnete die Band ihr Set mit den Klassikern „Be Quiet and Drive (Far Away)“ und „My Own Summer (Shove It)“. Unmittelbar danach präsentierten Sänger Chino Moreno und seine Kollegen mit dem bombastischen „my mind is a mountain“ den ersten Song des neuen Albums. Im weiteren Verlauf des Abends feierten auch die neuen Stücke „infinite source“ und „milk of the madonna“ ihre Live-Premiere.
Ein besonders emotionaler Moment war die Widmung des Songs „Entombed“ vom Album Koi No Yokan, den die Band seit 2017 nicht mehr live gespielt hatte. Sie ehrten damit ihren verstorbenen Freund und ehemaligen Mastodon-Gitarristen Brent Hinds, der Anfang der Woche bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Beide Bands waren bereits 2010 gemeinsam in derselben Arena aufgetreten, als sie Alice in Chains unterstützten.
Die insgesamt 20 Songs umfassende Setlist bot einen Querschnitt durch die beeindruckende Diskografie der Band. Neben Hits wie „7 Words“ vom Debütalbum Adrenaline und dem unverkennbaren „Change (In the House of Flies)“ von White Pony wurden auch Stücke wie „Sextape“, „Genesis“ und viele weitere gespielt.
Ein unerwarteter Aufschwung durch soziale Medien
Der erfolgreiche Tourstart unterstreicht ein bemerkenswertes Phänomen, das die Band seit einiger Zeit begleitet. In einer Zeit, in der soziale Medien wie TikTok maßgeblich kulturelle Trends setzen, erlebt gitarrenbasierte Musik eine unerwartete Wiederbelebung. Neue Künstler wie Sleep Token, Bad Omens oder Wet Leg gewinnen über diese Plattformen eine treue Fangemeinde und erreichen schnell den Mainstream.
Gleichzeitig wecken diese Plattformen bei jüngeren Generationen ein neues Interesse an ikonischen Bands wie Fleetwood Mac oder Slowdive. Doch kaum eine Band hat von diesem Phänomen so profitiert wie die Deftones. Ohne sich aktiv an Trends zu beteiligen, erlebten ihre Songs mehrfach eine virale Verbreitung im Internet. 30 Jahre nach ihrer Gründung beweisen sie mit dem neuen Album eindrucksvoll, wie Langlebigkeit und generationsübergreifender Erfolg funktionieren.
Vom Nu Metal zu alternativen Ikonen
Gegründet im Jahr 1988, wurden die Deftones in ihren Anfangsjahren oft dem Nu-Metal-Genre zugeordnet. Alben wie „Adrenaline“ (1995) und „Around the Fur“ (1997) wiesen mit ihren rhythmischen Riffs und Hip-Hop-Einflüssen Merkmale des Genres auf. Doch schon früh wurde klar, dass die Band aus Sacramento weitaus mehr zu bieten hatte.
Das Album „White Pony“ aus dem Jahr 2000 gilt für viele als ihr Meisterwerk und als ein Meilenstein für die alternative Musik. Darauf erweiterte die Band ihren Sound erheblich und integrierte Einflüsse aus Trip-Hop, Post-Punk und Indie-Rock. Hier perfektionierte die Band ihre Erfolgsformel: die schweren, wuchtigen Metal-Riffs von Gitarrist Stephen Carpenter im Kontrast zum verführerisch vielseitigen Gesang von Frontmann Chino Moreno. Mit dieser Veröffentlichung distanzierte sich die Gruppe endgültig vom „Nu Metal“-Label und erforschte auf den folgenden Alben weitere Einflüsse aus Shoegaze und Space Rock.
Schicksalsschlag und ein neues Kapitel
Die Zukunft der Band wurde jedoch 2008 in Frage gestellt. Neben wachsenden internen Spannungen erlebte die Gruppe eine Tragödie, als Bassist Chi Cheng bei einem Verkehrsunfall schwer verunglückte, ins Koma fiel und 2013 verstarb. Die Arbeiten am bereits begonnenen Album „Eros“ wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach einer Phase der Neuorientierung rekrutierten die verbliebenen Mitglieder den Quicksand-Bassisten Sergio Vega und schlugen ein neues Kapitel in ihrer beeindruckenden Bandgeschichte auf.