Modetrends im Wandel: Was diesen Herbst angesagt ist und welche Talente das Frühjahr 2026 prägen
Die Modewelt befindet sich in einem ständigen Wandel. Während Modekenner die aktuellen Trends für den Herbst 2025 definieren, richten zukunftsorientierte Designer ihren Blick bereits auf das kommende Jahr. Eine Analyse der wichtigsten Must-Haves dieser Saison und ein exklusiver Blick auf die aufstrebenden Talente der Lissabon Fashion Week, die die nächste Saison definieren werden.
Neue Silhouetten bei Oberbekleidung
In diesem Herbst vollzieht sich ein bemerkenswerter Wandel bei Jacken und Mänteln. Lange Trenchcoats, einst ein fester Bestandteil der Garderobe, werden durch kürzere, „gecroppte“ Versionen ersetzt. Diese modernen Kurzmäntel, oft mit Details wie dramatischen Revers und Taillengürteln versehen, bieten eine frische Interpretation des Klassikers. Mode-Experten sehen sie als ideales Kleidungsstück in Kombination mit den ebenfalls angesagten Caprihosen. Gleichzeitig erleben Blazer eine modische Konkurrenz: Bomberjacken, insbesondere aus Wildleder, etablieren sich als neue Favoriten. Richtig gestylt, bieten sie eine ähnliche Eleganz wie ein Blazer, wirken aber moderner und lässiger.
Aktualisierte Strickwaren und Pullover
Auch bei der Strickmode gibt es deutliche Verschiebungen. Der sportliche Pullover mit Viertelreißverschluss (Quarter-zip) tritt in den Hintergrund und macht Platz für den eleganteren Polo-Pullover. Mit seinem adretten Kragen und der Knopfleiste gilt er als vielseitiger und lässt sich sowohl zu Jeans als auch zu Röcken kombinieren, was einen gepflegteren Look erzeugt. Parallel dazu ersetzen Ponchos die grob gestrickten, klobigen Strickjacken (Chunky Cardigans). Ob als schlichte Pullover-Version oder als gemütliche Kaschmir-Variante – Ponchos gelten als das neue Komfort-Statement für die kälteren Monate.
Hosen und Röcke definieren sich neu
Bei den Unterteilen setzt sich der Komfortgedanke durch. Leggings werden zunehmend von klassischen Trainingshosen (Track Pants) abgelöst. Dieser Trend, der bereits im Sommer sichtbar war und von Prominenten getragen wurde, etabliert sich nun fest im Herbst. Designer kombinieren die bequemen Hosen bewusst mit femininen Blusen oder eleganten Jacken, um den rein sportlichen Kontext zu verlassen. Bei den Röcken zeichnet sich eine Abkehr von Maxiröcken ab. Stattdessen rücken knielange Modelle in den Fokus, die oft in Anlehnung an die frühen 2000er-Jahre mit hohen Stiefeln kombiniert werden.
Muster und Schuhtrends im Fokus
Das sommerliche Gingham-Muster (auch als Vichy-Karo bekannt) weicht in der kühlen Jahreszeit dem robusteren Karo-Muster (Plaid), insbesondere bei gemütlichen Flanellhemden. Bei den Schuhen gibt es gleich zwei bemerkenswerte Wechsel: Die populären Mesh-Flats werden durch Slipper-Mules ersetzt. Diese geschlossenen, fersenfreien Schuhe bieten den Komfort von Hausschuhen, wirken aber durch Details wie Nieten oder Schleifen dennoch elegant. Gleichzeitig scheint die jahrelange Dominanz der Mary Janes zu enden. An ihre Stelle treten verstärkt klassische Bootsschuhe, die als neuer, praktischer Alltagsschuh gehandelt werden.
Ausblick: Die Lissabon Fashion Week und das Frühjahr 2026
Während diese Trends den aktuellen Herbst bestimmen, hat die Modewelt bereits die Kollektionen für das Frühjahr 2026 im Visier. Die Lissabon Fashion Week (ModaLisboa), die seit 65 Jahren zweimal jährlich stattfindet, hat sich als entscheidende Plattform für portugiesische Designtalente etabliert. Sie dient als globale Bühne, um lokale Kreative einem internationalen Publikum vorzustellen. Laut dem Lissabonner Bürgermeister Carlos Moedas verbindet die Veranstaltung Modenschauen mit Debatten und Workshops, um „neue Konzepte, neue Sprachen und neue Visionen“ zu fördern.
Programme zur Talentförderung
Im Mittelpunkt der ModaLisboa stehen Programme zur Förderung von Nachwuchsdesignern. „The Workstation Design“ etwa, unterstützt von der Haarpflegemarke Jean Louis David, hilft aufstrebenden Talenten beim Einstieg in die Branche, indem es technische Produktion und professionelles Styling bereitstellt. Zu den Teilnehmern für das Frühjahr 2026 gehörten unter anderem Arndes und Bárbara Atanásio. Eine weitere Initiative ist „Portuguese Soul“ des portugiesischen Schuhverbandes APICCAPS, die im Einklang mit der Nachhaltigkeitsinitiative BioShoes4all steht und die Handwerkstradition des Landes hervorhebt.
Behen Studios: Ethik trifft auf Tradition
Ein herausragendes Label ist Behen Studios, gegründet von Joana Duarte. Die Marke setzt auf ethische Produktion und feiert die portugiesischen Wurzeln der Designerin. Duarte investiert in Handwerksgemeinschaften und deren überlieferte Techniken. Ihre Kollektion „Loves Me, Loves Me Not“ für das Frühjahr 2026, präsentiert auf dem Dach des Designmuseums MUDE, zeigte romantische Stücke, die größtenteils aus antiken Materialien und gefundenen Schätzen gefertigt wurden.
Roselyn Silva: Afro-Europäische Eleganz
Die von der Ingenieurin zur Designerin gewordene Roselyn Silva schrieb Geschichte, als sie ihre gleichnamige Marke als erstes Label im Besitz einer Schwarzen Person auf der ModaLisboa präsentierte. Silva, geboren in São Tomé und Principe und seit ihrem vierten Lebensjahr in Portugal lebend, nutzt ihre afro-europäischen Wurzeln als Referenz. Ihre Kollektionen zeichnen sich durch raffiniertes Tailoring, elegante Blusen und Plisseeröcke in afrikanischen Motiven aus, oft unter Verwendung von Luxusstoffen wie Samt.
Francisca Nabinho: Die Ernsthaftigkeit der Freude
Das Label von Francisca Nabinho wird von Natur und bildender Kunst angetrieben, was sich in übertriebenen Proportionen und komplexen Details wie Webereien und Verzierungen zeigt. Ihre Frühjahrskollektion 2026 trägt den Titel „A alegria é a coisa mais série da vida“ (Freude ist das Ernsteste im Leben). Basierend auf einer Aussage des portugiesischen Malers José de Almada Negreiros aus dem Jahr 1932, nutzt die Kollektion Farbe und verspielte Drucke, um Freude als bewusste und strukturierende Haltung zum Leben darzustellen.
Aufstrebende Talente: De-Konstruktion und Nachhaltigkeit
Zwei weitere Namen aus dem „Workstation“-Programm machten auf sich aufmerksam. Bárbara Atanásio, eine ehemalige Praktikantin bei Marques Almeida, beschreibt ihre Marke als „multidisziplinäre Arbeit aus Upcycling, Dekonstruktion und Humor“. Ihre Kollektion „Anarchy of Innocence“ verband Punk- und Preppy-Elemente und zeigte zerschnittene Strickwaren und zerschlissene Jeans. Arndes von Designerin Ana Rita de Sousa wiederum fand die Balance zwischen 90er-Jahre-Minimalismus und Futurismus. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit verwandelt de Sousa Deadstock-Stoffe und bestehende Stücke in neue Kollektionen, die rustikale und technologische Elemente kontrastieren.