Ermittler melden Abschaltung von weltweit größtem Geldwäschedienst im Darknet
Die in Deutschland ansässigen Server der Plattform „ChipMixer“ haben die Ermittler beschlagnahmt. Ebenso Bitcoins im Wert von rund 44 Millionen Euro.
Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt haben laut eigenen Angaben den weltweit umsatzstärksten Geldwäschedienst im Darknet abgeschaltet. Wie die Ermittler am Mittwoch mitteilten, wurden bei dem Portal „ChipMixer“ neben Daten im Umfang von etwa sieben Terabyte auch Bitcoin in Höhe von derzeit umgerechnet rund 44 Millionen Euro sichergestellt. Das sei die höchste bisher vorgenommene Sicherstellung von Kryptowerten durch das BKA.
Beim Darknet handelt es sich um einen verborgenen Teil des Internets, der häufig auch von Kriminellen genutzt wird, um etwa mit Digitalwährungen wie Bitcoin illegale Geschäfte zu machen.
Die Betreiber von „ChipMixer“ stehen laut den Ermittlern unter anderem im Verdacht, gewerbsmäßige Geldwäsche und eine kriminelle Handelsplattform im Internet betrieben zu haben. Bei den Ermittlungen arbeitete das BKA eng mit US-amerikanischen Behörden und Europol zusammen. Die US-Behörde FBI schrieb den mutmaßlichen Hauptverdächtigen zur Fahndung aus.
Auch Serverstrukturen in Deutschland
Ein Sprecher der ZIT in Frankfurt schloss nicht aus, dass auch in Deutschland Verdächtige ermittelt werden. Denn im Laufe der bisherigen Ermittlungen seien auch zwei Serverstrukturen in Deutschland festgestellt worden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem großen Erfolg deutscher Strafverfolgungsbehörden. „Krypto-Geldwäschedienste sind inzwischen zu einem wichtigen Bestandteil krimineller Cyber-Aktivitäten, insbesondere bei Erpressungen durch Ransomware-Angriffe, geworden. Daher ist dieser Ermittlungserfolg besonders wichtig“, sagte sie. Es handele sich um ein weiteres Beispiel „wirksamer, international hervorragend koordinierter Strafverfolgung im Cyberraum – der auch dazu dienen wird, die Aufklärung weiterer Cyber-Straftaten voranzutreiben und zu verhindern, dass deutsche Infrastrukturen zu kriminellen Zwecken mit Geldern aus illegalen Handlungen missbraucht werden.“
Bei „ChipMixer“ handelte es sich den Angaben zufolge um einen seit Mitte 2017 bestehenden Dienst, der vor allem Bitcoin mit mutmaßlich kriminellem Ursprung entgegennahm, um sie nach Verschleierungsvorgängen – dem sogenannten „Mixing“ – wieder auszuzahlen. Waffen- und Drogenhändler sollen den Dienst demnach genutzt haben, um Einnahmen in der Digitalwährung Bitcoin aus illegalen Geschäften „sauber“ zu bekommen.
Um Ermittlungen zu erschweren oder ganz zu verhindern, wurden die eingezahlten Kryptowerte laut den Ermittlern in Kleinstbeträge geteilt – sogenannte Chips. Die Chips der Nutzer wurden demnach im Anschluss vermengt und die Herkunft der Gelder auf diese Weise verborgen. Das Portal „ChipMixer“ habe seinen Nutzern vollständige Anonymität versprochen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass „ChipMixer“ seit 2017 Kryptowerte in Höhe von etwa 154.000 Bitcoin beziehungsweise 2,8 Milliarden Euro gewaschen hat. Ein großer Teil dieser Gelder soll von Darknet-Marktplätzen, von Ransomware-Gruppierungen und aus anderen kriminellen Taten stammen. So besteht etwa der Verdacht, dass Teile von Kryptowerten, die 2022 im Zusammenhang mit der Insolvenz einer großen Krypto-Börse entwendet wurden, über „ChipMixer“ gewaschen wurden. Auch Transaktionen in Millionenhöhe von der Darknet-Plattform „Hydra Market“ konnten laut den Ermittlern nachgewiesen werden. Diese Plattform hatten ZIT und BKA bereits im vergangenen April abgeschaltet.