Das europäische Großzahlungssystem, um das es viele Diskussionen gegeben hatte, wurde jetzt durch einen Nachfolger ersetzt. Und das mitten im Banken-Beben.

Der Schritt war im vorigen Jahr unter anderem wegen der „geopolitischen Unsicherheit“ aber auch allerhand technischer Schwierigkeiten verschoben worden – jetzt wurde er offenbar mitten im Banken-Beben vollzogen: Die Europäische Zentralbank teilte am Dienstag mit, dass das europäische Zahlungsverkehrssystem Target 2, das unter anderem den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zwischen Banken und Notenbanken im Euroraum abwickelt, durch einen Nachfolger abgelöst wurde.

Das Nachfolgesystem nennt sich kürzer „T2“. „Das Eurosystem hat das neue T2-Großzahlungssystem erfolgreich eingeführt“, heißt es in der EZB-Mitteilung: „Die Migration auf das neue System fand zwischen dem 17. und 20. März statt.“ Der erste Tag des T2-Betriebs ist laut EZB trotz einer verspäteten Schließung, deren Ursache ermittelt und behoben worden sei, reibungslos verlaufen.

Bundesbank: „Herkulesaufgabe geschafft“

Bundesbankvorstand Burkhard Balz kommentierte: „Ich freue mich, dass die Migration auf das neue T2-System erfolgreich verlaufen ist. Mit dem neuen System hat das Eurosystem eine langfristig leistungsfähige Infrastruktur für den europäischen Zahlungsverkehr sichergestellt.“ Eine Herkulesaufgabe für die gesamte europäische Bankengemeinschaft sei geschafft, sagte Balz: „Nach mehr als sechs Jahren intensiver Arbeit haben wir T2 als Nachfolger von Target 2 erfolgreich in Betrieb genommen.“

Viele Diskussionen über Risiken von Target 2

Das Target-2-System war immer wieder Gegenstand von Diskussionen gewesen – unter anderem in Bezug auf den hohen deutschen Saldo. Dieser lag zuletzt bei 1,1 Billionen Euro. Es hatte vor einigen Jahren unter Ökonomen unter anderem Debatten über die Frage gegeben, ob daraus Verluste entstehen könnten, wenn ein Land den Euro verlassen sollte. Überhaupt war die Deutung der Targetsalden zumindest umstritten gewesen.

Die Verzinsung von Verbindlichkeiten der EZB gegenüber nationalen Notenbanken aus dem Target-2-System hatten zuletzt den Jahresabschluss der EZB belastet. Das waren Folgen der Zinswende gewesen.

Die Verbindlichkeiten haben etwas mit den Anleihekäufen des Eurosystems in der Vergangenheit zu tun. Und damit, dass Geschäftsbanken aus aller Welt zwar bei den nationalen Notenbanken des Eurosystems Konten halten, nicht aber bei der EZB selbst. Wenn also in den vergangenen Jahren eine Bundesanleihe von der EZB von einer amerikanischen Geschäftsbank gekauft wurde, so erfolgte die Zahlung dafür zum Beispiel über ein Konto bei der Bundesbank. Die Anleihe fand sich danach in den Büchern der EZB wieder. Die Finanzierung des Kaufs aber lief über die jeweilige nationale Notenbank. Gleichsam als Ausgleichsposten zwischen beiden Zentralbanken wirkte das Target-2-System; die EZB hatte anschließend eine Verbindlichkeit aus dem Targetsystem gegenüber der nationalen Notenbank in den Büchern.

Der Nettozinsertrag der EZB hat 2022 rund 900 Millionen Euro betragen, nach 1,566 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Der Hauptgrund sei der Zinsaufwand für die Target-2-Verbindlichkeiten gewesen, der sich auf 2,075 Milliarden Euro belief. Im Vorjahr hatte an dieser Stelle ein kleiner Zinsertrag von 22 Millionen Euro gestanden.